Neuigkeiten: HSV Grimmen als Corona-Infektionsherd? „Wir sehen uns an den Pranger gestellt“

HSV Grimmen als Corona-Infektionsherd? „Wir sehen uns an den Pranger gestellt“ 27.10.2021 19:09

Artikel/Quelle Raik Mielke Ostsee-Zeitung

Der Landkreis informiert, dass sich seit dem 14. Oktober 237 Personen in Vorpommern-Rügen mit dem Corona-Virus infiziert haben. Viele wahrscheinlich in Zusammenhang mit den Heimspieltagen des HSV Grimmen. Der größte Verein der Trebelstadt nimmt nun zu den Vorwürfen Stellung.

Zahlreiche Spiele wurden vorsichtshalber abgesagt. Der HSV Grimmen hat auch den Trainingsbetrieb vorerst eingestellt.

Nach den Heimspieltagen des Handballsportvereins Grimmen am Wochenende 15. bis 17. Oktober und vom 23. bis 24. Oktober sind in der Folge vermehrt Sportler und Zuschauer positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Dies teilte der Landkreis Vorpommern-Rügen nun mit.

„Derzeit haben wir eine starke Zunahme an Erkrankten. Aus dem Gesundheitsamt unseres Kreises kam die Info, dass viele der Infizierten aus dem Verein kommen oder Kontaktpersonen bei den angesprochenen Heimspieltagen waren“, erklärt Landkreis-Pressesprecherin Sandra Lehmann und informiert: „Es gab inzwischen sogar Fälle in Ribnitz-Damgarten, die mit dem sportlichen Event in Zusammenhang stehen könnten.“

Gesundheitsamt steckt noch in Aufarbeitung

Wie die Pressesprecherin betont, ist das Gesundheitsamt derzeit noch mit der Aufarbeitung beschäftigt. Zu konkreten Zahlen – sprich: wie viele Personen sich bei den Heimspieltagen oder Trainingseinheiten angesteckt haben – kann der Landkreis derzeit keine Angaben machen. „Was wir sagen können, ist, dass es seit dem 14. Oktober 237 neue Fälle im Landkreis Vorpommern-Rügen gab“, so Lehmann.

Der HSV Grimmen sieht sich derweil in der Schusslinie und betont in persona von Vereinschef Daniel Lemke: „Wir haben alle erdenklichen Maßnahmen eingehalten, um unseren geliebten Sport durchführen zu können und auch Besuchern dieses Erlebnis zu ermöglichen. Aktuell sehen wir uns an den Pranger gestellt. Als Verein haben wir uns mit unseren Verantwortlichen sofort zusammengesetzt und sind zu dem Ergebnis gekommen, die Vorgaben gut umgesetzt zu haben.“

Die OSTSEE-ZEITUNG wollte nun wissen, wie hat sich der größte Verein der Trebelstadt auf seine Heimspieltage in Pandemie-Zeiten vorbereitet und welche Vorkehrungen zum Schutz der Sportler und Fans wurden eingeleitet?

Großer Heimspieltag – großer organisatorischer Aufwand

Zur Vorgeschichte: Nach fast einem Jahr coronabedingter Pause konnte am Wochenende vom 15. bis 17. Oktober der erste große Heimspieltag des HSV Grimmen stattfinden. Sechs Heimspiele gab es in der Heimspielstätte – der Sporthalle Südwest. Den Auftakt machten die Männer bereits am Freitagabend gegen die zweite Vertretung des Stralsunder Handballvereins. Am Sonnabend gab es dann fünf Partien vor heimischem Publikum.

Am vergangenen Wochenende waren sogar noch mehr Spiele geplant. Nach einigen Absagen von Gastmannschaften wurden am Sonnabend und Sonntag dann sechs von insgesamt neun geplanten Spielen durchgeführt.

Wie viele Personen dürfen bei Spielen in die Halle?

„Vor diesen beiden ersten großen Heimspieltagen, die wir alle so vermisst haben, gab es zahlreiche organisatorische Treffen der Trainer und Verantwortlichen. Wir haben hierbei detailliert besprochen, wie wir die Spieltage unter den geltenden Regeln durchführen wollen“, betont Lemke.

Das heißt konkret: 200 Personen dürfen sich bei einem Spiel in der Halle aufhalten. Da hierbei aber auch die Spieler, Betreuer, Servicekräfte oder Schiedsrichter miteingerechnet werden, gehen nur 80 Karten in den freien Verkauf. Als Zulassungsbeschränkung wird die 3G-Regel angewendet. In der Halle gilt das Einbahnstraßensystem, also voneinander getrennte Ein- aus Ausgänge. Durch den Hallensprecher kommen zudem immer wieder die Durchsagen, dass auf der Tribüne eine Maske getragen werden muss.

„Wir werden bei künftigen Spieltagen nun noch gezielter auf die Einhaltung dieser Vorgaben achten und Verstöße dann auch bestrafen“, sagt Lemke und erklärt: „Für uns ist diese Situation auch neu.“ Zwischen den Spielen wird zudem eine längere Pause gemacht, so dass sich die verschiedenen Mannschaften nicht begegnen müssen. „Wir als Verein mussten außerdem ein Hygienekonzept erarbeiten, welches für alle Gastmannschaften, Fans und natürlich unsere Vereinsmitglieder einsehbar ist“, erklärt Lemke und meint: „Mehr kann man einfach nicht machen und darum fühlt es sich als Verein derzeit sehr brutal an, was an öffentlicher Kritik kommt.“

Und auch beim Training – so Lemke – achtet der Verein auf die Umsetzung der Vorgaben. „Unsere Trainer führen Anwesenheitslisten. Wer nicht geimpft oder genesen ist, braucht einen negativen Test, um an den Übungseinheiten teilnehmen zu können“, verdeutlicht er.

Verein hat sofort Maßnahmen ergriffen

Nach Bekanntwerden der ersten positiv getesteten Spieler hat der Verein sofort und auf Eigeninitiative diverse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. „Es wurden Spiele vorsorglich abgesagt, wir haben den gesamten Trainingsbetrieb vorerst in dieser Woche und dann nachträglich auch für die nächste Woche stillgelegt“, sagt Lemke und betont: „Wir gehen als Verein mit dieser Situation sehr sensibel und stets im Wohle unserer Sportler um.“

Zudem seien die Verantwortlichen in den letzten Tagen beinahe im stündlichen Kontakt. „Wir wollen einfach alle Maßnahmen ergreifen, um die Saison nicht zu gefährden und schnellstmöglich gesund zum Spielbetrieb zurückkehren zu können“, so der Vereinschef.

Zahlreiche Spieler in Quarantäne – leichte grippale Symptome

Derzeit sind zahlreiche Spieler in Quarantäne – ernsthaft erkrankt ist bis dato niemand. „Die Infizierten sprechen derzeit von leichten grippalen Symptomen. Als Verein wünschen wir allen natürlich eine schnelle Genesung“, sagt Daniel Lemke.

Auch der Kontakt zu Grimmens Bürgermeister Marco Jahns wurde sofort aufgenommen. „Es ist der größte Verein unserer Stadt. Wir sind sehr stolz, was dort insbesondere in Sachen ‚Jugendarbeit‘ geleistet wird. Wir als Stadt können bestätigen, dass der Verein sämtliche Auflagen in Pandemie-Zeiten gut umsetzt. Aus meiner Sicht sollte es keine Schuldzuweisungen geben. Auch in anderen Vereinen oder an Schulen gibt es derzeit Infizierte. Nun geht es einfach darum, dass die Erkrankten schnell genesen. Ich unterstütze das Engagement des Vereins und konnte mich bei einem Besuch des Heimspieltages davon überzeugen, dass dort sehr gewissenhaft gearbeitet wird“, so Jahns.

Von Raik Mielke

 

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